Beat Kälin
Präsident des Verwaltungsrats
Für profitables Wachstum gut aufgestellt
Die Komax Gruppe hat ein äusserst herausforderndes Jahr hinter sich. Aufgrund von Überkapazitäten sowie geopolitischen Unsicherheiten investierte die Kundschaft weniger, was zu einer deutlichen Abnahme bei Bestellungseingang, Umsatz und betrieblichem Ergebnis führte. Das Unternehmen reagierte frühzeitig mit konsequenten Kostenreduktionen und Strukturoptimierungen, die nachhaltig Wirkung zeigen werden. Der langfristige Trend zur Automatisierung ist ungebrochen. Mit vereinfachten Strukturen und einer tieferen Kostenbasis ist die Komax Gruppe gut aufgestellt, um die Automatisierung voranzutreiben und profitabel zu wachsen.
In den wichtigsten Wirtschaftsräumen nahm die Inflation 2024 zwar weiter ab, dennoch blieb die Investitionsbereitschaft der Kundschaft insgesamt gering, was vor allem auf bestehende Überkapazitäten in Europa, geopolitische Unsicherheiten in zahlreichen Regionen sowie die herausfordernde Situation bei den europäischen Autoherstellern zurückzuführen ist. Nach Durchschreiten der Talsohle bei den Bestellungen im ersten Halbjahr (–22.1% im Vergleich zum Vorjahr) gelang es der Komax Gruppe, in jedem Monat des zweiten Halbjahres mehr Bestellungen zu erhalten als im besten Monat der ersten Jahreshälfte. Für das Gesamtjahr verzeichnete sie einen Bestellungseingang von CHF 577.2 Millionen, was im Vergleich zum Vorjahr (2023: CHF 686.5 Millionen) einer Abnahme von 15.9% entspricht.
Der solide Auftragsbestand von CHF 208.0 Millionen zum Ende des Vorjahres wurde aufgrund geringerer Bestellungen – insbesondere im Volumengeschäft in Europa, aber auch in Asien und in den USA – im Jahresverlauf auf CHF 177.1 Millionen abgebaut. Der Umsatz reduzierte sich um 16.2% auf CHF 630.5 Millionen (2023: CHF 752.0 Millionen). Dabei betrug der organische Rückgang 16.6%, während es akquisitorisch ein Wachstum von 2.3% gab. Der Fremdwährungseinfluss betrug –1.8%. Die Book-to-Bill-Ratio lag bei 0.9, wobei im zweiten Halbjahr ein Wert von 1.0 erreicht wurde. Aufgrund der erwähnten Herausforderungen gingen die Bestellungen und der Umsatz im Marktsegment Automotive zurück. In den anderen beiden Marktsegmenten – Industrial & Infra-structure sowie Aerospace & Railway – resultierte hingegen eine Zunahme. Dadurch stieg der Umsatzanteil der Non-Automotive-Marktsegmente im Jahr 2024 von 25% auf rund 35%.
Die regionalen Umsätze entwickelten sich sehr unterschiedlich. Vor allem die Schwäche in der europäischen Automobilindustrie sorgte in Europa für einen Umsatzrückgang von 30.0% gegenüber 2023. In Asien/Pazifik blieben die Umsätze im Vergleich zum Vorjahr insgesamt stabil, wobei es jedoch grosse regionale Unterschiede gab. Indien etwa zeigte ein sehr starkes Wachstum. Nord-/Südamerika wies insgesamt ein leichtes Umsatzwachstum von 1.7% aus. Südamerika wuchs dabei stärker als Nordamerika. In Afrika resultierte ein deutlicher Umsatzrückgang von 29.4%.
Im Berichtsjahr lag ein Fokus auf der Stärkung der Marktposition in China, was u. a. mit der Übernahme der Mehrheit an Hosver (56%) und einer Beteiligung an E-Plus (5%) gelang. Während Hosver der führende Hersteller von Maschinen für die Verarbeitung von Hochvoltkabeln für Elektrofahrzeuge ist, entwickelt und vertreibt E-Plus das für die Produktion von Kabelbäumen in China am häufigsten eingesetzte MES (Manufacturing Execution System). Ausserdem wurde die Lokalisierung weiterer Produkte für den chinesischen Markt vorangetrieben und die Produktion vom Komax-Standort in Shanghai zum Schleuniger-Standort in Tianjin verschoben, um Kapazitäten und Know-how zu bündeln.
Die Komax Gruppe hat frühzeitig auf die herausfordernde Marktsituation reagiert und 2024 zahlreiche Struktur- und Produktportfolio-Optimierungen sowie Kostenreduktionen auf den Weg gebracht und die Integration von Schleuniger weiter vorangetrieben. Dabei wurde die Verschlankung des Vertriebs- und Servicenetzwerks, u. a. mit Übernahmen in Tschechien und Rumänien bzw. der Beteiligung an einem Vertriebspartner in Benelux, fast abgeschlossen und die Vertriebskanäle von 80 auf rund 50 deutlich reduziert. Die Kundschaft hat nun in jedem Land eine Ansprechperson für alle Produkte der Komax Gruppe.
2024 wurden in Deutschland die Produktionsstandorte in Jettingen und Sömmerda geschlossen und in Bulgarien der Standort von Komax Testing Bulgaria aufgegeben. Weitere Strukturoptimierungen befinden sich in der Umsetzung und sollen 2025 abgeschlossen werden. Dazu gehören die Einstellung der Produktion an drei weiteren deutschen Standorten (Porta Westfalica, Radevormwald und Wiedensahl) sowie am Standort in Tokio, Japan. In der Schweiz fokussiert sich das Unternehmen auf die Standorte in Dierikon und Thun. Dafür zog der Standort Rotkreuz 2024 an den Hauptsitz in Dierikon um. Der Standort Cham folgte Anfang 2025.
Die konsequente Umsetzung von Massnahmen zur Kostenreduktion führte im Berichtsjahr zu Einsparungen von rund CHF 20 Millionen. Dadurch gelang es der Komax Gruppe, trotz des starken Einbruchs im margenstarken Volumengeschäft und der Verbuchung von Einmaleffekten, ein positives betriebliches Ergebnis (EBIT) von CHF 16.0 Millionen zu erzielen (2023: CHF 67.8 Millionen). Dies entspricht einer EBIT-Marge von 2.5% (2023: 9.0%). Die Bruttogewinnmarge betrug hohe 63.1%. Das Gruppenergebnis nach Steuern (EAT) fiel leicht negativ aus und lag bei CHF –2.9 Millionen (2023: CHF 43.8 Millionen).
Das EBIT beinhaltet Einmalaufwendungen von CHF 11.5 Millionen, die mehrheitlich mit den laufenden Struktur- und Portfolio-Optimierungen zusammenhängen. Ohne diese Aufwendungen hätte die EBIT-Marge 4.4% betragen. 2025 werden zusätzliche Optimierungen umgesetzt, für die Einmalaufwendungen von rund CHF 7 Millionen zu erwarten sind. Von den 2024 erzielten Kosteneinsparungen in Höhe von CHF 20 Millionen sind rund die Hälfte nachhaltig und werden ab 2026 vollständig wirksam.
Die finanzielle Basis der Komax Gruppe blieb 2024 stabil. Das Eigenkapital belief sich per 31. Dezember 2024 auf CHF 356.6 Millionen (31. Dezember 2023: CHF 390.6 Millionen), bei einer Eigenkapitalquote von 51.7% (2023: 55.1%). Der Free Cashflow lag bei CHF 16.1 Millionen (2023: CHF 51.7 Millionen). Obwohl die Komax Gruppe die Mehrheit an Hosver übernahm, sich an E-Plus und weiteren kleineren Unternehmen beteiligte und eine Dividende ausschüttete, nahm die Nettoverschuldung nur leicht von CHF 92.9 Millionen (2023) auf CHF 97.6 Millionen zu. Wesentlich dazu beigetragen hat die Reduktion des Nettoumlaufvermögens um CHF 48.4 Millionen bzw. 17%.
Beat Kälin hat sich entschieden, an der kommenden Generalversammlung den Vorsitz des Verwaltungsrats abzugeben, wird dem Gremium aber als Mitglied erhalten bleiben. Der Verwaltungsrat schlägt Andreas Häberli, Mitglied des Gremiums seit 2017, als neuen Präsidenten vor. Ausserdem wird Roland Siegwart aufgrund der Amtszeitbeschränkung nach zwölf Jahren im Verwaltungsrat nicht mehr zur Wiederwahl antreten. Der Verwaltungsrat sowie die Gruppenleitung danken ihm herzlich für sein grosses Engagement. Neu schlägt der Verwaltungsrat der Generalversammlung Daniel Lippuner als Mitglied des Gremiums vor. Der studierte Betriebsökonom verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung in leitenden Managementfunktionen u. a. bei der Hilti Group, bei OC Oerlikon und bei Rieter Automotive (heute Autoneum).
Die Komax Gruppe verfolgt eine resultatorientierte Dividendenpolitik. Aufgrund des negativen Gruppenergebnisses nach Steuern beantragt der Verwaltungsrat der Generalversammlung, am 16. April 2025 auf die Ausschüttung einer Dividende zu verzichten. Mit diesem Antrag bewahrt sich die Komax Gruppe den unternehmerischen Handlungsspielraum, um ihre ambitionierten Wachstumsziele zu erreichen. Bis 2030 strebt sie einen Umsatz von CHF 1.0 bis 1.2 Milliarden und ein EBIT von CHF 120 bis 160 Millionen an. Um dies zu erreichen, sind gezielte Investitionen und Akquisitionen sowie weitere Optimierungen erforderlich.
Der langfristige Trend zur Automatisierung ist ungebrochen und bietet der Komax Gruppe weiterhin attraktive Wachstumschancen. Derzeit beeinflussen jedoch wirtschaftliche und geopolitische Unsicherheiten das Investitionsverhalten unserer Kundschaft, was zu einer hohen Volatilität beim Bestellungseingang führt. Aufgrund dieser aktuellen Situation sehen wir zum jetzigen Zeitpunkt von einer Prognose für das Geschäftsjahr 2025 ab. Die Komax Gruppe verfügt über eine sehr gute Marktposition und hat diese im Berichtsjahr mit verschiedenen Massnahmen weiter gestärkt. Wir sind zuversichtlich, dass unsere solide Finanzstruktur und unsere hohe Innovationskraft ein starkes Fundament für künftiges profitables Wachstum bilden.
Der Verwaltungsrat und die Gruppenleitung danken Ihnen und unserer Kundschaft für das entgegengebrachte Vertrauen. Ein besonderer Dank gilt allen Mitarbeitenden der Komax Gruppe, die in einem sehr anspruchsvollen Umfeld viel Einsatz und grosse Flexibilität gezeigt und so das vorliegende Ergebnis ermöglicht haben.
Freundliche Grüsse
Präsident des Verwaltungsrats
CEO