Beat Kälin
Präsident des Verwaltungsrats
Rekordergebnisse in schwierigem Umfeld
Das Jahr 2022 war für die Komax Gruppe in vielerlei Hinsicht aussergewöhnlich. Der Zusammenschluss mit der Schleuniger Gruppe und der Krieg in der Ukraine beeinflussten den Geschäftsgang massgeblich. Bei Bestellungseingang und Umsatz wurden neue Höchstwerte erreicht und so die gesetzten Mittelfristziele für 2023 bereits übertroffen. Die Kundinnen und Kunden waren bestrebt, die Automatisierung in ihren Werken weiter zu erhöhen. So verzeichnete die Komax Gruppe in einem turbulenten Marktumfeld ein erfolgreiches Geschäftsjahr.
Das Berichtsjahr 2022 wurde von verschiedenen Faktoren wesentlich beeinflusst: dem Zusammenschluss von Komax und Schleuniger, dem Krieg in der Ukraine und dem Trend zu höherer Automatisierung in der Kabelverarbeitung. Der Bestellungseingang hat deshalb deutlich auf CHF 678.1 Millionen zugenommen, was einem Plus von 40.6% gegenüber dem Vorjahr entspricht (2021: CHF 482.4 Millionen). Komax erhielt Bestellungen über CHF 599.7 Millionen, während Schleuniger seit der Konsolidierung Anfang September CHF 78.4 Millionen beisteuerte. Ohne Schleuniger hätte Komax das Vorjahresergebnis um 24.3% übertroffen und einen über CHF 100 Millionen höheren Bestellungseingang erzielt als im Rekordjahr 2018 (CHF 496.7 Millionen).
Die angespannte Lieferkettensituation in der Automobilindustrie wurde im Frühjahr 2022 durch den Krieg in der Ukraine verschärft, da dort eine grosse Anzahl Kabel konfektioniert werden. Um die aufgrund des Kriegs reduzierten ukrainischen Fertigungskapazitäten zu kompensieren und die Liefersicherheit gegenüber den Autoherstellern sicherzustellen, bauten Kabelkonfektionäre in anderen Ländern Ersatzkapazitäten auf. Dadurch erhielt die Komax Gruppe im ersten Halbjahr eine Vielzahl ausserordentlicher Bestellungen.
Die weltweite Lieferkettensituation war auch für die Komax Gruppe eine Herausforderung. Sie meisterte diese jedoch insgesamt sehr gut. Dennoch gab es Verzögerungen und nicht alle Bestellungen konnten im gewohnten Tempo abgearbeitet werden. Die Komax Gruppe erzielte 2022 einen Rekordumsatz von CHF 606.3 Millionen (2021: CHF 421.1 Millionen) und übertraf damit das Vorjahresergebnis um 44.0%.
Komax steuerte CHF 522.2 Millionen bei, während Schleuniger in den vier konsolidierten Monaten CHF 84.1 Millionen zum Gesamtumsatz beitrug. Selbst ohne die Schleuniger Gruppe hätte ein Rekordumsatz resultiert. Der Umsatzanstieg setzte sich aus einem hohen organischen Wachstum (26.7%), dem akquisitorischen Wachstum (20.1%) und einem negativen Einfluss von Fremdwährungen (–2.8%) zusammen.
Der Trend zu höherer Automatisierung in der Kabelverarbeitung setzte sich im Berichtsjahr in allen Regionen fort – dies sowohl im Marktsegment Automotive, in dem die Komax Gruppe rund 75% ihres Umsatzes generiert, als auch in den übrigen Marktsegmenten. Den Kundinnen und Kunden ist bewusst, dass die Automatisierung im Vergleich zur manuellen Kabelverarbeitung langfristig nicht nur eine bessere Kosteneffizienz bietet, sondern auch hilft, steigenden Qualitätsanforderungen gerecht zu werden. Entsprechend wuchs die Komax Gruppe in allen Regionen: Afrika (+37.4%), Europa (+51.2%), Asien/Pazifik (+34.3%) und Nord-/Südamerika (+45.4%).
Die Komax Gruppe verbesserte 2022 auch die Profitabilität, was insbesondere mit dem höheren Umsatz und dem vorteilhaften Produktemix zusammenhing, der sich durch die mit dem Ukraine-Krieg verbundenen Bestellungen ergab. Das betriebliche Ergebnis (EBIT) konnte so im Gesamtjahr 2022 um 60.1% auf CHF 71.7 Millionen markant verbessert werden (2021: CHF 44.8 Millionen). Das Gruppenergebnis nach Steuern (EAT) erhöhte sich auf CHF 51.8 Millionen (2021: CHF 30.4 Millionen), was einer Steigerung von 70.4% entspricht. Die Schleuniger Gruppe steuerte CHF 5.0 Millionen zum EBIT und CHF 2.6 Millionen zum EAT bei.
Der Ende August 2022 vollzogene Zusammenschluss von Komax und Schleuniger war für beide Unternehmensgruppen ein historischer Moment. Elf im Markt gut positionierte Unternehmen mit Standorten auf drei Kontinenten stiessen durch den Zusammenschluss zur Komax Gruppe und vergrösserten diese deutlich. Gemeinsam mit Schleuniger können nun Opportunitäten im Markt besser und schneller genutzt werden. Der Zusammenschluss zahlt auf alle vier strategischen Stossrichtungen der Komax Gruppe ein und sichert folglich langfristig deren Wettbewerbsfähigkeit. Zudem erhöhte er durch die neu hinzugekommene langfristig orientierte Ankeraktionärin Metall Zug AG, der vorherigen Besitzerin der Schleuniger Gruppe, die Stabilität im Aktionariat. Als deren Vertreter wurde Jürg Werner an der Generalversammlung 2022 in den Verwaltungsrat gewählt.
Komax und Schleuniger wachsen seit wenigen Monaten langsam zusammen und setzen alles daran, auch während dieser Integrationsphase bestmöglich auf die Bedürfnisse ihrer Kundinnen und Kunden einzugehen. Gleichzeitig entwickelt das Management ein neues Zielbild der Komax Gruppe und die dazugehörige Strategie. Diese soll, zusammen mit neuen Mittelfristzielen, Ende September kommuniziert werden.
Durch den Zusammenschluss hat die Komax Gruppe über 1000 Fachkräfte hinzugewonnen und verfügt damit u. a. im Bereich Forschung und Entwicklung über noch mehr Know-how. 2022 wendete die Komax Gruppe CHF 59.0 Millionen bzw. 9.7% des Umsatzes (2021: 9.8%) für Forschung und Entwicklung auf. Die Komax Gruppe wird die kombinierte Innovationskraft nutzen, um ihrer Kundschaft künftig noch schneller neue Automatisierungslösungen bieten zu können.
Die Komax Gruppe verfügt über eine solide finanzielle Basis, die durch den Zusammenschluss mit Schleuniger weiter gestärkt wurde. Per 31. Dezember 2022 belief sich das Eigenkapital auf CHF 416.6 Millionen (2021: CHF 264.9 Millionen), bei einer Eigenkapitalquote von 53.2% (2021: 51.4%). Der Free Cashflow nahm aufgrund des verbesserten Geschäftsgangs deutlich zu. Er betrug CHF 17.6 Millionen (2021: CHF –5.5 Millionen). Die Nettoverschuldung stieg im Berichtsjahr leicht von CHF 98.4 Millionen (2021) auf CHF 105.5 Millionen.
Dieses solide Fundament ermöglicht der Komax Gruppe, Opportunitäten zur Weiterentwicklung des Unternehmens konsequent wahrzunehmen, und bietet Sicherheit in herausfordernden Zeiten. Um den finanziellen Handlungsspielraum auch künftig zu sichern, hat die Komax Gruppe gegen Ende 2022 einen neuen Konsortialkreditvertrag mit einer Laufzeit bis Januar 2028 unterzeichnet. Der Kreditrahmen wurde dabei von CHF 187 Millionen auf CHF 250 Millionen erhöht – mit der Option, diesen um zusätzliche CHF 60 Millionen zu erweitern. Neben dem Konsortialkredit stehen der Komax Gruppe bilaterale Kreditlimiten von insgesamt maximal CHF 60 Millionen (bisher CHF 30 Millionen) zur Verfügung.
Aufgrund des erfolgreichen Geschäftsjahrs beantragt der Verwaltungsrat der Generalversammlung eine Erhöhung der Dividende auf CHF 5.50 (Vorjahr: CHF 4.50). Dies entspricht einer Ausschüttungsquote von 54.5%. Die Komax Gruppe erfüllt damit ihre strategische Zielsetzung, 50 bis 60% des EAT den Aktionärinnen und Aktionären auszubezahlen. Die Hälfte der CHF 5.50 wird aus Kapitaleinlagereserven ausgeschüttet und wird somit für natürliche Personen in der Schweiz, die Aktien im Privatvermögen halten, steuerfrei sein.
Die Komax Gruppe ist mit einem rekordhohen Auftragsbestand in das Jahr 2023 gestartet. Ende 2022 betrug die Book-to-Bill-Ratio 1.12.
Die Komax Gruppe ist zuversichtlich, dass der Automatisierungstrend und dadurch die starke Nachfrage nach ihren Lösungen anhält. Zudem geht die Komax Gruppe davon aus, dass sich die Lieferkettensituation im Jahr 2023 schrittweise verbessern wird und dadurch der hohe Auftragsbestand in den kommenden Monaten reduziert werden kann.
Wenn Schleuniger im Jahr 2022 zwölf statt nur vier Monate zum Ergebnis der Komax Gruppe beigetragen hätte, wäre daraus ein Umsatz von insgesamt rund CHF 770 Millionen resultiert. Obwohl 2023 der ausserordentliche Umsatz von rund CHF 70 Millionen, der 2022 durch den Krieg in der Ukraine ausgelöst wurde, wegfällt, geht die Komax Gruppe davon aus, mindestens das Umsatzniveau des Jahres 2022 (rund CHF 770 Millionen) zu erreichen. Dies im Wissen um eine Visibilität von wenigen Monaten und unter der Annahme, dass sich das Marktumfeld nicht wesentlich verändern wird. Die EBIT-Marge hängt stark vom Produktemix ab. Da dieser im Jahr 2023 voraussichtlich nicht gleichermassen vorteilhaft sein wird wie im Vorjahr, rechnet die Komax Gruppe mit einer EBIT-Marge von rund 11%.
Freundliche Grüsse
Präsident des Verwaltungsrats
CEO
9. März 2023