Rache am Zoll
«Im Sommer 1986 trat ich bei Komax eine Stelle als Sachbearbeiterin im Export an. Ich war damals 24 und fand, wonach ich gesucht hatte: ein Zentralschweizer Unternehmen mit familiären Werten und internationalem Flair. Wie in einer grossen Familie wurden Probleme beim gemeinsamen Mittagessen im Restaurant Höfli in Ebikon besprochen, das damals übrigens die Eltern von Matijas Meyer führten, der seit 2015 CEO der Komax Gruppe ist. Und wie an einem internationalen Flughafen begegnete ich in unserer Verkaufsabteilung täglich Menschen aus aller Welt – Vertreter oder Kunden, die mich anriefen oder für Gespräche zu uns nach Dierikon gereist kamen. Der Kontakt zu diesen Menschen hat mich immer fasziniert, etwa wenn unser ziemlich temperamentvoller italienischer Vertreter an meinem Telefon lautstark die Geschäfte in seiner Heimat regelte. Oder als ein chinesischer Kunde beim Geschäftsessen die Zigarette im Mundwinkel stecken liess und danach seinen Kopf für ein Nickerchen auf die Tischplatte legte.»
«Nicht so lustig war ein Erlebnis im Jahr 2005. Ich erinnere mich gut an den Anruf von Halit, der damals bei unserer türkischen Vertretung arbeitete. Er war völlig verzweifelt. Denn die Warensendung voller Ersatzteile, die ich ihm ein paar Tage zuvor geschickt hatte, war zwar angekommen, doch die türkischen Zollbeamten hatten alle Artikel aus ihren beschrifteten Verpackungen herausgerissen. Nun wusste Halit natürlich nicht mehr, welche Teile in welche Verpackung gehörten. Das hatten die Zöllner bestimmt absichtlich getan. Kurz zuvor hatte sich die Schweizer Nationalmannschaft in Istanbul nämlich gegen die Türkei knapp für die Fussball-Weltmeisterschaft in Deutschland qualifiziert – und die Türkei eben nicht. Die wüsten Prügeleien nach dem Schlusspfiff hatte ich am Fernseher live mitverfolgt. Jetzt war mir einmal mehr klar geworden, wie sich die internationale Lage – ja sogar ein Fussballspiel – auf den internationalen Handel auswirken kann. Jedenfalls dauerte es Tage, bis Halit und ich die Ersatzteile dank Produktefotos aus unserem System identifizieren konnten.»
«Die Arbeit im Export kann sehr hektisch sein, deshalb wechselte ich im Herbst 2021 intern zur Abteilung Centralized Services. Das internationale Flair der Komax spüre ich auch hier: Wenn Besuch aus fernen Ländern kommt, sind meine Kollegin und ich am Empfang oftmals die ersten, die ihn in Dierikon begrüssen dürfen.»