Andreas Wolfisberg – ein CFO, der den Ball flach hält
Inside Komax
Eine Ära geht zu Ende: Nach über 32 Jahren in der Komax Gruppe, davon 27 Jahre als CFO, geht Andreas Wolfisberg Mitte Dezember 2023 in Pension. Per 1. Oktober 2023 hat er die CFO-Funktion an seinen Nachfolger, Christian Mäder, abgegeben. Bevor Andreas Wolfisberg das Unternehmen verlässt, haben wir vom Komax-Stories-Team die Gelegenheit genutzt, uns mit ihm über die vergangenen Jahrzehnte zu unterhalten.
Andreas Wolfisberg, Sie sind seit September 1991 für die Komax Gruppe tätig. Können sie sich noch an die Anfänge erinnern?
Ja, das kann ich sehr gut. Und es kommt mir vor, als wenn es gar nicht so lange her ist. Vor 32 Jahren hat es neben der Komax-Gesellschaft in der Schweiz zwei Tochterfirmen gegeben – eine in den USA und die andere in Portugal. Die Komax Gruppe hat damals etwa 250 Mitarbeitende beschäftigt und rund 80 Millionen Franken Umsatz erzielt. Interessant war für mich, dass wir keine Kostenrechnung gehabt haben und die Finanzabschlüsse der drei Firmen nicht auf Gruppenebene konsolidiert worden sind. Wir haben somit eine reine Finanzbuchhaltung gehabt, die zu einem grossen Teil extern erstellt worden ist.
Wie haben Sie Ihre ersten Jahre bei Komax erlebt?
Es war eine sehr spannende Zeit mit vielen Veränderungen: Max Koch hat sich damals entschieden, das operative Geschäft abzugeben und in den Verwaltungsrat zu wechseln. Von 1991 bis 1996 haben wir ein Finanz- und Rechnungswesen einführen können, das diesen Namen verdient und gleichzeitig haben wir begonnen Tochterfirmen in den grösseren Märkten zu gründen, etwa in Frankreich, Deutschland, Brasilien, Singapur oder Japan. Zudem haben wir die Konsolidierung der Finanzergebnisse der einzelnen Gesellschaften etabliert.
1996 sind Sie zum CFO und damit in die Geschäftsleitung befördert worden. Wie ist es dazu gekommen?
Max Koch hat 1996 den Entschluss gefasst, Komax zu verkaufen und sich dabei für ein Management Buyout entschieden. Zum damaligen Zeitpunkt hat die Gruppenleitung aus dem CEO Leo Steiner, dem Produktionsleiter, dem Entwicklungsleiter und dem Verkaufsleiter bestanden – und das Finanzwesen hat ein Mauerblümchendasein geführt. Für das Management Buyout hat sich die Gruppenleitung mit vielen finanziellen Themen beschäftigen und über den Wert des Unternehmens diskutieren müssen. Es lag deshalb auf der Hand, die Gruppenleitung mit einem CFO zu ergänzen.
Meine Beförderung in die Gruppenleitung habe ich gemeinsam mit allen anderen Mitarbeitenden erfahren.
Und so ist die Wahl auf Sie gefallen?
Ich habe damals bereits die Abteilung Finanzen geleitet und bin dann in die Gruppenleitung befördert worden. Mitgeteilt worden ist mir dies anlässlich einer Mitarbeiterorientierung. Das heisst, ich habe es gemeinsam mit allen anderen Mitarbeitenden erfahren. Im Anschluss ist mir dies in meinem Büro noch offiziell bestätigt worden – und erst etwa sechs Monate später habe ich einen neuen Vertrag erhalten. Dies ist etwas, das mir an der damaligen Zeit gefallen hat. Es war etwas pragmatischer und weniger kompliziert als heute.
Gibt es Highlights in Ihrer langen Komax-Karriere, an die Sie sich wohl auch in Zukunft noch erinnern werden?
Dazu gehört sicherlich das Management Buyout, bei dem ich in kurzer Zeit sehr viel gelernt habe. In bester Erinnerung bleibt mir zudem der Börsengang, als wir am ersten Handelstag in Zürich gewesen sind, um zu schauen, wie sich der Kurs entwickelt. Zu den Meilensteinen zähle ich auch die Gründung der Pensionskasse im Jahr 2000. Denn damit haben wir für die Mitarbeitenden in der Schweiz eine sehr positive, nachhaltige Lösung erschaffen. Der 2020 bezogene Neubau in Dierikon gehört ebenfalls zu meinen Highlights. Einerseits, weil wir in der Bauphase keine Unfälle gehabt und die Kosten eingehalten haben. Und andererseits, weil wir eine sehr attraktive Arbeitsumgebung schaffen konnten – so, wie wir dies geplant haben. Das bisher letzte Highlight ist der Zusammenschluss mit Schleuniger. In diesem intensiven Prozess, bis es zum Vertragsabschluss gekommen ist, haben wir praktisch alles Wissen, das wir uns in den letzten 20 Jahren im Finanzbereich angeeignet haben, sehr gut anwenden können. Finanztechnisch ist es quasi die Krönung gewesen.
In all den Jahren gab es bestimmt auch grosse Herausforderungen …
In der Tat. Die grössten Herausforderungen waren sicherlich die beiden Male, als wir einen sehr markanten Einbruch beim Bestellungseingang verkraften mussten. 2008 war dies bedingt durch die Finanzkrise. Das zweite Mal war während der Corona-Pandemie als wir ebenfalls eine herausfordernde Zeit hatten. Für mich ist es in diesen Momenten wichtig gewesen, den Kopf nicht in den Sand zu strecken, sondern die finanzielle Situation detailliert zu analysieren und mit der Gruppenleitung Szenarien zu erarbeiten, wie das Unternehmen langfristig überleben kann. In den 32 Jahren habe ich gelernt, dass man in Zeiten, in denen es nicht so gut läuft, das Glas nicht stets halb leer sehen sollte. Umgekehrt sollte man in Zeiten, in denen es sehr gut läuft, nicht zu euphorisch werden. Einfach den Ball flach halten und weder Trübsal blasen noch Luftschlösser bauen und mit beiden Füssen auf dem Boden bleiben.
Es ist wichtig, dass alle am gleichen Strick ziehen und pragmatische Lösungen gefunden werden, um vorwärtszugehen.
Was wünschen Sie der Komax Gruppe für die Zukunft?
Natürlich hoffe ich, dass die Komax Gruppe wie bisher erfolgreich ist und wie in der Vergangenheit ihre Ziele erreicht. Ich wünsche mir, dass sie unseren Kunden weiterhin innovative Lösungen bietet und ein attraktiver Arbeitgeber bleibt. Zudem hoffe ich, dass der Austausch und der Zusammenhalt unter den Mitarbeitenden auch künftig gepflegt wird und der Komax-Spirit lokal und global erhalten bleibt. Es ist wichtig, dass alle am gleichen Strick ziehen und pragmatische Lösungen gefunden werden, um vorwärtszugehen. Nicht nur der Komax Gruppe, sondern auch allen Mitarbeitenden wünsche ich viel Erfolg und Freude bei ihrer Arbeit sowie gute Gesundheit.
Am 1. Oktober hat Christian Mäder die CFO-Funktion von Ihnen übernommen und Mitte Dezember 2023 werden Sie pensioniert. Was machen Sie danach?
Ich werden meine bisherigen Verwaltungsratsmandate noch einige Jahre weiterführen und künftig möchte ich noch mehr Sport treiben. Zudem freue ich mich darauf, mehr lesen zu können. Ich bin sehr an Geographie und Geschichte interessiert. Grundsätzlich werde ich versuchen, aktiv zu bleiben und auch wieder häufiger an Fussballspiele zu gehen. Und natürlich werde ich aus der Distanz verfolgen, wie sich die Komax Gruppe entwickelt. Vermutlich werde ich jeweils einer der ersten am Morgen sein, der die Medienmitteilung liest, wenn die Jahres- und Halbjahresergebnisse veröffentlicht werden.
Kontakt
Roger Müller arbeitet seit 2016 für Komax. Transparente Kommunikation mit internen und externen Anspruchsgruppen ist ihm ein zentrales Anliegen.