Automatisierung in der Fertigung von Leitungssätzen: Freigabe der DIN 72036

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Mit der Freigabe der Industrienorm DIN 72036: 2024-06 sind sogenannte «Gestaltungsrichtlinien» veröffentlicht worden, die beschreiben, wie der Automatisierungsgrad innerhalb der Fertigung von Leitungssätzen in der Automobilindustrie erhöht werden soll.

Gut vier Jahre hat es gedauert, bis aus dem ersten Engagement von Komax, Schleuniger und weiteren Kooperationspartnern innerhalb der ARENA2036 die erste deutsche Industrienorm zur Automatisierung der Leitungssatzfertigung mit der Ziffer DIN 72036 entstanden ist. Im Juni 2024 konnte die neue Industrienorm nun veröffentlicht werden.

Beat Wicki, Christian Infanger und Martin Stier (v.l.n.r.) von der Komax Gruppe mit der DIN 72036 Industrienorm.

«Mit diesen Gestaltungsrichtlinien geben wir konkrete Anleitungen für die Designer von relevanten Bauräumen im Fahrzeug bei den Autoherstellern (OEM) und für die Bordnetzentwickler bei unserer Kundschaft», erklärt Martin Stier, Director Business Development & Strategy der Business Unit Wire Processing innerhalb der Komax Gruppe. «Werden diese Gestaltungsregeln und -empfehlungen seitens der OEM und der Tier-1-Zulieferer bei der Auslegung eines neuen Bordnetzprojektes befolgt, wird die durchgängige, interoperable Automatisierung positiv beeinflusst und trägt zur Komplexitätsreduktion bei», führt Stier weiter aus.

Mit diesen Gestaltungsrichtlinien geben wir konkrete Anleitungen für die Designer von relevanten Bauräumen im Fahrzeug bei den Autoherstellern und für die Bordnetzentwickler bei unserer Kundschaft.
—  Martin Stier, Director Business Development & Strategy Business Unit Wire Processing

Wie alles begann
Um die Automatisierung in der Entwicklung, Produktion und Montage von Leitungssätzen voranzutreiben, hatte die ARENA2036 – ein eingetragener Verein mit Mitgliedern aus Industrie und Wissenschaft sowie ein Forschungscampus für Mobilität und Produktion der Zukunft mit Sitz in Stuttgart – eine Forschungsinitiative zwischen 20 Kooperationspartnern ins Leben gerufen. Ziel dieser vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützten Initiative war und ist es, die Standardisierung und Normierung von Prozessen in der Entwicklung und Fertigung, von Komponenten sowie von Qualitätsprüfungen in einer vorwettbewerblichen Zusammenarbeit mit Beteiligten der gesamten Wertschöpfungskette zu etablieren. Dadurch wird die durchgängige Automatisierung einer Bordnetzherstellung begünstigt.

Beat Wicki, Christian Infanger, Martin Stier und weitere Kollegen der Komax Gruppe sind Teil der Expertengruppe, die über Jahre hinweg an der Erarbeitung der Industrienorm beteiligt gewesen ist. Alle Beteiligten haben mit intensivem Einsatz den Grundstein für die Norm gelegt. Nachdem die Innovationsinitiative eine akribische und langwährende Prüfung des Bundeskartellamts mit abschliessend positivem Ergebnis durchlaufen hatte, formierte sich 2023 daraus die heutige «Standardisierungsinitiative Leitungssatz (SILS)».

Die daraus entstandene Norm in der Herausgabe 2024-06 enthält nun ca. 60 Gestaltungsrichtlinien, welche Regeln und Empfehlungen für die Auswahl und Ausgestaltung von Abläufen, Prozessen und Designauslegungen von Leitungssätzen und deren Komponenten beschreiben.

Werden diese Gestaltungsregeln und Empfehlungen seitens der OEM und der Tier-1-Zulieferer bei der Auslegung eines neuen Bordnetzprojektes befolgt, wird die durchgängige, interoperable Automatisierung positiv beeinflusst und trägt zur Komplexitätsreduktion bei.
—  Martin Stier, Director Business Development & Strategy Business Unit Wire Processing

Erweiterung der Norm
Die heute aktive SILS umfasst 16 Konsortialpartner, unter anderem führende deutsche Fahrzeughersteller, internationale Tier-1-Zulieferer und Peers aus der kabelverarbeitenden Industrie. Sie geht nun in die zweite Runde: Die Vorbereitung der englischen Version der 2024-06-Ausgabe läuft auf vollen Touren und auch die Erweiterung der Norm um die Fachgebiete HV (Hochvolt-Applikationen) und HF (Hochfrequenz-Applikationen) ist bereits für 2025 geplant. Zudem sollen die gesammelten Gestaltungsrichtlinien zunehmend digital ausgewertet werden können, damit bereits bei Projektbeginn eine Art «Automatisierungsgrad» des Bordnetzes bzw. des Teilumfanges ermittelt werden kann.

Komax und Schleuniger haben hier von Beginn an relevante Beiträge zur Ausarbeitung der Gestaltungsrichtlinien in den unterschiedlichen Teilprojekten (TP) geleistet. Von der Vermaschungsreduktion des Teilleitungssatzes im «TP1» über konkrete Komponentenvorgaben im «TP2», welche sich zumeist aus der Design-Guideline der Komax Gruppe zur automatisierten Bestückung von Gehäusen ableiten, bis hin zu benötigten Freiräumen für Greifer von Verdrillautomaten. Die Teilprojekte werden jeweils von den Konsortialpartnern mit Expertinnen und Experten unterschiedlicher Fachbereiche und Interessengruppen der Leitungssatzentwicklung und -herstellung besetzt. Gemeinsam erarbeiten sie die Gestaltungsrichtlinien als «camera-ready proposal», welche danach in den öffentlichen Arbeitskreis bzw. Arbeitsausschuss NA 052-00-32 AA unter der Obhut des Verbands der Automobilindustrie in Deutschland (VDA) respektive der DIN eingegeben wird. Dort erhalten diese nach Kommentierung oder Ergänzungen eine Freigabe. So entsteht aus der kartellrechtskonformen Zusammenarbeit von führenden Unternehmen der Automobilbranche entlang der Wertschöpfungskette und der öffentlichen Freigabe eines Expertenausschusses die nächste Ausgabe der Norm. Als Markt- und Technologieführerin für automatisierte Lösungen in der Kabelverarbeitung ist es der Komax Gruppe eine Freude, daran beteiligt zu sein.


Kontakt

Martin StierHead of Business Development Schleuniger | Group Market Research

Martin Stier is responsible for Business Development within the Business Unit Wire Processing. He has a degree in mechanical engineering/production technology and has been with the Schleuniger Group since 2008. Prior to that, he worked for 13 years for a Tier 1 supplier in the automotive industry.


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